String quartet in C minor
Hört man der Musik des Quartetts aufmerksam zu, nimmt man unwillkürlich Intonationen wahr, die für die Musik des großen Meisters des 20 Jahrhunderts Dmitri Schostakowitschs so charakteristisch waren: Die energisch drängenden Themen im ersten und dritten Satz, der schalkhafte Charakter und die permanenten Umbrüche durch Taktwechsel im zweiten Satz.
Gleichzeitig ist die Musik Ulanowskis originell und weist viele Besonderheiten auf, weshalb man durchaus von der musikalischen Sprache des Komponisten als einer eigenständigen sprechen darf.
Hinter der scheinbaren Einfachheit und Klarheit des Stils verbirgt sich eine Vielfalt an Kompositionstechniken. So werden neben einer bewusst tonal gehaltenen Melodik auch kontrapunktische und aleatorische Techniken angewendet.
In spieltechnischer Hinsicht ist die Musik nicht einfach und erfordert großes interpretatorisches Können.
Satz 1
Satz 2
Satz 3
Das Quartett besteht aus drei Sätzen, die einerseits Kontraste zueinander bilden und sich andererseits gegenseitig ergänzen, so als wollten sie die Einheit und gleichzeitige Verschiedenartigkeit unserer Umwelt hervorheben.
1. Satz
Das langsame Vorspiel beschwört eine ruhige Atmosphäre der Nachdenklichkeit herauf und leitet über zur Exposition der Themen des 1. Satzes einem ungestümen, kanonisch angelegten Hauptthema und einem philosophisch-melancholischen Seitenthema. Für beide Themen sind verminderte und übermäßige Intervalle äußerst charakteristisch.
Besonders auffällig sind die großen Septimsprünge. In der Durchführung – gewissermaßen kämpferisch ihre Existenzberechtigung verteidigend verflechten sich beide Themen, werden enggeführt und erweitert. Erst in der Reprise versöhnen sie sich, kommen sie zur Ruhe und bereiten die Einleitung zum zweiten Satz vor.
2. Satz
Wie ein Vogel, der aus seinem Käfig herauswill, lädt sich die Spannung einer musikalischen Sprungfeder auf. Die Ketten abgeschüttelt, feiert die Seele schließlich ihre Freiheit, indem sie gleichsam einen scherzhaft-plumpen Tanz aufführt, dessen Musik gegen Ende des Satzes immer durchdringender wird.
3. Satz
Wie eine natürliche Fortsetzung dringt das entschlossen unerbittliche Thema des dritten Satzes – Höhepunkt des Quartetts – vor. Sich ständig verändernd, mal klagend, dann wieder vorwärtsdrängend, erreicht die Musik den Höhepunkt, um danach gebändigt allmählich zu verklingen, so als würde sie sich dem unerbittlichen Lauf des Lebens unterwerfen. Unsicher, von Moll nach Dur irrend, endet die Coda – und gemahnt so an die Zerbrechlichkeit und Schwankungen des Daseins.